Grundfahraufgabe:
Vollbremsung aus 40 km/h
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Seit dem 1. November 2002 kann bei der praktischen Führerscheinprüfung für die Klasse B die Grundfahraufgabe "Gefahrbremsung aus 40 km/h mit maximaler Verzögerung" verlangt werden. |
Der Prüfungskandidat soll zeigen, dass er in der Lage ist, das Fahrzeug mit höchstmöglicher Verzögerung ( = Bremskraft) zum Stillstand zu bringen. Der Prüfer muss dabei übrigens nicht unbedingt im Auto sitzen bleiben einige werden wohl aussteigen und sich das etwas ungemütliche Spektakel lieber von außerhalb anschauen.
Fahrlehrer, Prüfungsorganisationen und Gesetzgeber haben sich abgestimmt, wie diese Prüfungsaufgabe genau vonstatten gehen soll. Der genaue Wortlaut steht in der Anlage 3 zur Prüfungsrichtlinie vom 29.10.2002.
Wenn der Prüfer die Gefahrbremsung prüfen will, so wird er das dem Fahrlehrer zu Beginn der Fahrt mitteilen. Denn es handelt sich um eine Grundfahraufgabe, die geprüft werden kann, aber nicht geprüft werden muss.
Der Fahrlehrer wird dann dafür sorgen, dass die Aufgabe in verkehrsarmen Gebiet ausgeführt wird, dass kein anderer Verkehrsteilnehmer gefährdet werden kann (auch die dazu nötige Absicherung im Spiegel ist die Aufgabe des Fahrlehrers, nicht die des Schülers oder des Prüfers), und gibt dann dem Schüler die Anweisung zum Bremsen.
Trotzdem kann der Fahrschüler zeigen, dass er mitdenkt, indem er sicherheitshalber noch einmal in den Rückspiegel schaut, bevor er voll auf die Bremse tritt. Die Grundfahraufgabe findet übrigens nur bei Geradeausfahrt statt.
So klappt die Vollbremsung:
- Gleichmäßig mit 40 km/h fahren, 3. Gang.
- Keine Hektik, Füße in normaler Fahrposition.
- Auf den Fahrlehrer hören: Er gibt das Zeichen für die Gefahrbremsung.
- Sofort die Kupplung schnell durchdrücken, gleichzeitig mit voller Wucht auf die Bremse treten (so genannter Bremsschlag!). Es kommt darauf an, dass man schnellstmöglich und sehr kräftig tritt.
- Den Oberkörper dabei in die Rückenlehne stemmen, um genug Kraft auf das Bremspedal zu übertragen.
- Bei Fahrzeugen mit ABS (Anti-Blockier-System) muss jetzt ein deutliches Rattern am Bremspedal zu spüren und zu hören sein. Bei Fahrzeugen ohne ABS hört man stattdessen laut quietschende Reifen.
- Keine Lenkbewegungen. Die Arme brauchen nicht mitzuhelfen am besten wäre es, wenn man sie immer noch etwas angewinkelt lässt wie beim normalen Fahren.
- Bis zum völligen Stillstand kräftig in die Pedale stemmen!
- Ausatmen!
- Erst jetzt zurückschalten und (nach Beobachtung des Verkehrs ringsum) weiterfahren.
Der Sinn dieser Grundfahraufgabe?
In Sicherheitstrainings zeigt sich immer wieder, dass viele Autofahrer vorher gar nicht in der Lage waren, eine Vollbremsung durchzuführen. Etliche Meter kostbarer Bremsweg werden verschenkt, weil trotz höchster Gefahr zu zaghaft auf's Pedal getreten wird oder weil sich der volle Bremsdruck zu langsam aufgebaut. Manche Fahrer wissen gar nicht, dass bei ABS-Fahrzeugen das Anti-Blockiersystem auch auf trockener Straße aktiviert wird, wenn man die optimale Bremsleistung erreicht *). Deshalb verlangt die Fahrschüler-Ausbildungsordnung, die Kunst der Vollbremsung schon den Fahranfängern beizubringen. Armes Fahrschul-Auto, aber es dient ja einem guten Zweck.
Fehlerbewertung
Die Vollbremsung ist fehlerhaft durchgeführt,...
wenn die Ausgangsgeschwindigkeit zu gering ist (40 km/h!),
wenn das Fahrzeug nur mit mäßiger Bremswirkung zum Stillstand kommt (10 m reiner Bremsweg sollten nicht überschritten werden, je nach Fahrzeugart, Straßenzustand und Besetzung),
wenn der Bremsdruck zu langsam aufgebaut wird, so dass erst kurz vor dem Stillstand die Bremse voll wirkt,
wenn die Bremse vor dem Stillstand wieder gelockert wird,
wenn der Motor abgewürgt wird, weil vergessen wurde, die Kupplung zu treten (das passiert ohne vorherige Übung oft!),
wenn man das Fahrzeug durch Lenkbewegungen stark aus der Spur zieht.
Damit die Aufgabe klappen kann, ist die richtige Sitzposition wichtig. Die coole Einstellung mit dem Fahrersitz ganz weit hinten wird jetzt zur Falle, denn entweder rutscht man mit dem Fuß über das Bremspedal hinweg oder man erzeugt die notwendige Kraft nicht, weil man das Bein überstreckt. Aber auch ganz nah vorn am Lenkrad zu sitzen (die so genannte »Häschenhaltung«) ist falsch. Wie immer bleibt der goldene Mittelweg.
Mit hohen Absätzen, superbreiten oder übertrieben aufgepolsterten
Sohlen kann es Probleme geben, wenn man beim Bremsschlag mit dem Schuh verkantet oder abrutscht. Auch sehr glatte Ledersohlen sind ungünstig.
Bei einem Fehler darf man diese Grundfahraufgabe, wie jede andere auch, wiederholen. Beim zweiten Mal sollte sie dann aber klappen.
Üben ist angesagt!
Die Gefahrbremsung ist eine Kann-, keine Muss-Aufgabe. Auch wenn im Grunde nicht viel dahintersteckt, ohne Training wird man die richtige Vollbremsung aber nicht schaffen. Deshalb sollte ausreichend geübt werden, und zwar anfangs bei stehendem Auto, um überhaupt ein Gefühl für das schnelle Umsetzen der Füße zu bekommen. Später, wenn man die Gefahrbemsung während der Fahrt trainiert, macht das am meisten Spaß auf einem geeigneten Platz ohne Verkehr, und zwar bei nasser Straße. Ich gehe davon aus, dass viele Prüfer auch ein wenig auf die Abnutzung der Reifen achten und diese Aufgabe besonders an Regentagen verlangen werden. Vielleicht bleiben sie dann aber doch besser im Auto...
*) Tatsächlich hat ein Fahrzeug ohne ABS in bestimmten Situationen theoretisch einen etwas kürzeren Bremsweg als das gleiche Fahrzeug mit ABS, aber nur auf trockener Straße. Dieser winzige Vorteil wird jedoch durch die herausragenden Fahreigenschaften des ABS (Lenkbarkeit während des Bremsvorgangs, bestmögliche Spurstabilität auch bei nasser Fahrbahn) mehr als wettgemacht. Und bei nasser Straße oder bei Eisglätte obsiegt in jedem Fall das ABS.
Amtliche Prüfungsfrage Nr. 1.1.07-116 / 3 Fehlerpunkte
Sie fahren zügig auf einer Landstraße und sehen in einiger Entfernung ein Reh in der Nähe der Fahrbahn äsen. Wie müssen Sie sich verhalten?
Geschwindigkeit erhöhen, um schnell an dem Reh vorbeizukommen
Sofort Vollbremsung durchführen
Geschwindigkeit vermindern und bremsbereit sein
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